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  • AutorenbildHeimatarchiv Team

Johann von Oehsen, der zehnte Prediger des Bezirks Edewecht / Westerstede (1879–1882 und 1897)

Johann von Oehsen war zwei Mal Prediger unseres Edewechter Bezirks: Von 1879–1882 und von 1897 bis zu seinem Tod ein Jahr später. Er wurde zu einem „Edewecht-Kenner“, denn er hatte die Möglichkeit, während seiner zweiten Amtszeit zu beurteilen, wie sich die Gemeinde in der Zwischenzeit entwickelte. Während seiner ersten Amtszeit gab es gut 80 Mitglieder – bis zu 100 Gottesdienstbesucher hatten die beiden Kapellen in Edewecht und Westerstede zu verzeichnen. In die Sonntagsschulen gingen 130–150 Kinder.


Johann von Oehsen


Beim Antritt seiner zweiten Amtszeit fand er in Edewecht und Westerstede etwa 120 Mitglieder vor, der durchschnittliche Besuch in den beiden Kapellen lag bei 150. Es gab jetzt sieben Sonntagsschulen, die aber mit etwa 90 Kindern deutlich schwächer besucht wurden.


Johanns Eltern hatten eine kleine Bauernstelle in Heilshorn, heute zur Stadt Osterholz-Scharmbeck, im Landkreis Osterholz in Niedersachsen, gehörig. Dort wurde er am 17. Oktober 1837 als Sohn des „Köthners“ Johann Hinrich von Oehsen und seiner Frau Rebecca Müller geboren. Er wurde zusammen mit seinem Zwillingsbruder Friedrich am 22. Oktober in der Kirche St.-Martini-Kirche in Lesum getauft. Er hatte noch eine vier Jahre ältere Schwester Adelheid Dorothee. Seine Mutter starb, als er 13 Jahre alt war. Mit 19 Jahren war er Vollwaise.


Bei einem nahen Verwandten absolvierte Johann von Oehsen eine Tischlerlehre. Sie nahmen ihn am 4. April 1853 das erste Mal mit zu den Versammlungen des Methodistenpredigers Riemenschneider. Er predigte im dortigen Krameramtshaus. In diesem Gebäude fanden dreieinhalb Jahre vorher auch die ersten Versammlungen der „amerikanischen Missionare der Methodisten“ statt. Fünf Jahre lang fragte sich Johann, ob er sich dieser Kirche anschließen solle. In seinem 22. Lebensjahr begann er nach seiner Bekehrung einen neuen Lebensabschnitt. Er wollte in Zukunft bewusst in seinem Glauben leben und ihn hauptberuflich verkündigen. Dazu musste er sich total umstellen: Vom Volksschüler und Handwerker zum „Zögling des Missionshauses“ in Bremen, der Ausbildungsstätte der deutschsprachigen methodistischen Geistlichen.


Er konnte nur ein Jahr studieren. Dann schon schickte ihn seine Kirche – beziehungsweise die „Missionskonferenz Deutschland und Schweiz“ – auf das erste Arbeitsfeld nach Varel. Hier arbeitete er als Gehilfe von Prediger Nippert. Der Bezirk Varel entwickelte sich schnell. Es gab viel zu tun. Heute ist nichts mehr von dieser Arbeit zu sehen. Fast alle Mitglieder wanderten aus oder schlossen sich der neu gegründeten Gemeinde in Heppens an. Einige werden auch – wie in Nachbargemeinden – zu den Baptisten gewechselt haben. Der Bezirk wurde aufgegeben.


1865 wurde er Prediger auf Probe und 1867 als Diakon in volle Verbindung aufgenommen. 1870 wurde er zum Ältesten ordiniert.


Nun begann das typische Leben eines Methodistenpredigers mit vielen Versetzungen, die ihn in verschiedene Gemeinden in Deutschland und der Schweiz führten. Gehilfe war er in Liestal bei Basel, in Zürich und Heilbronn. 1867 war er Gemeindeprediger in Bremerhaven.


Hier schloss er seine erste Ehe. Nach wenigen Monaten verstarb seine Frau. Die Ehe blieb kinderlos.


Die Wanderschaft ging weiter: Ein Jahr war er Prediger in Oldenburg, zwei Jahre in Accumersiel in Ostfriesland, dann wieder ein Jahr in Hamburg.


Hier heiratete er am 16. Juli 1874 Dorothea Maria Wilhelmine Harksen, die Tochter des Hauptlehrers Bahne Harksen in Bargum, Kreis Nordfriesland, Schleswig-Holstein. Ein Jahr fiel ihm die „stille, demutsvolle Jungfrau“ – so wird sie in ihrem Nachruf bezeichnet – während seiner Amtszeit in Hamburg auf.


Das erste gemeinsame Arbeitsfeld war der Bezirk Aurich, der damals eine Blütezeit erlebte. Die zweite Gemeinde war Esens.


Von dort kamen die Eheleute Johann und Dorothea am 22. Juli 1879 mit der noch unter einem Jahr alten Tochter Dorothea Rebekka Ingeborg in Edewecht an. Über seine beiden Amtszeiten auf dem Bezirk Edewecht ist äußerst wenig bekannt. Wir wissen lediglich, wer in dieser Zeit getauft wurde und welche Heiraten stattgefunden haben. Die Unterlagen aus dieser Zeit sind bei der Zerstörung der Edewechter Kapelle im Zweiten Weltkrieg verbrannt.



Der Altarraum der am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten Methodistenkirche in Südedewecht


Der Gemeindebezirk umfasste in dieser Zeit flächenmäßig das westliche Ammerland, also Apen, Westerstede und Edewecht mit ihren Dörfern. In Apen war die Mitgliederzahl rückläufig. Viele wanderten aus oder zogen in andere Teile Deutschlands. Der eine oder andere ging zur Landeskirche zurück, oder wechselte zu den Baptisten. An Mitgliedern stagnierte der Bezirk während seiner Amtszeit. Er setzte auf die sechs Sonntagsschulen, die ihm sehr am Herzen lagen.


Im Sommer des Jahres 1882 musste er mit seiner Familie von der jetzt 25 Jahre alten Gemeinde Edewecht Abschied nehmen. Kurz vorher wurde hier noch in der Predigerwohnung der Kapelle die Tochter Johanne Amalie Adelheid geboren.

Jetzt ging es wieder auf methodistische Predigerwanderschaft. Bremerhaven, Delmenhorst, Vegesack und Wilhelmshaven waren seine nächsten Arbeitsbereiche.


1889 – während seiner Amtszeit in Delmenhorst – erkrankte er schwer an einem Lungenleiden. Nach der Jährlichen Konferenz war er so schwach, dass er zeitweise seine Arbeit nicht mehr ausführen konnte. Gesund wurde er nicht mehr.


1897 wurde Johann von Oehsen das zweite Mal nach Edewecht versetzt. Der Umzug von Heppens, heute ein Stadtteil von Wilhelmshaven, nach Edewecht belastete seine Gesundheit weiter. Eine Lungenentzündung kam im Herbst dazu. Er erholte sich wieder ein wenig, aber er konnte seinen Dienstpflichten kaum noch nachkommen. Nur die sonntägliche Predigt und das Halten der Sonntagsschule war ihm möglich.

Er regelte alles, was nach seinem Tode geschehen sollte. Sowohl in Edewecht als auch in Bremen, wo er beerdigt sein wollte, sollten Trauerfeiern gehalten werden. Auch wünschte er sich ganz bestimmte Trauerredner. Am Sonnabend, den 5. Februar 1897 „schlummerte er in sanfter Ruhe ein“, wie in seinem Nachruf zu lesen ist. Am darauffolgenden Mittwoch fand um ½ 3 Uhr eine von Prediger Rohr geleitete Trauerfeier statt. In der Nacht wurde seine Leiche nach Bremen überführt, wo er am 11. Februar beerdigt wurde.


Seine Witwe Dorothea überlebte ihn 30 Jahre. Sie starb am 5. Mai 1927 im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Sennefriedhof in Bielefeld beerdigt.


Johann und Dorothea hatten drei Töchter. Alle drei heirateten Methodistenprediger:

Maria. Sie wurde wahrscheinlich in der Auricher Zeit geboren. Sie heiratete den Prediger Karl Priewe.


Dorothea Rebekka Ingeborg. Sie wurde am 1. August 1878 in Esens, Ostfriesland geboren. Sie heiratete den Prediger Wilhelm Matthies und starb am 1. August 1925.


Johanne Amalie Adelheid. Sie wurde am 30. Mai 1880, vormittags um 7 Uhr in Edewecht geboren. Sie wurde am 20. Juni von Prediger C. H. Döring „in der hiesigen Kapelle“ in Edewecht getauft. Taufpaten waren die Eltern. „Johanna“ heiratete am 20. Oktober 1909 den Prediger der Methodistenkirche Johannes Rohr.


Sein Amtsbruder Friedrich Eilers verfasste einen ausführlichen Lebenslauf, der im „Evangelist“ veröffentlicht wurde und auf den ich auch zurückgreifen konnte. In ihm wird auch etwas über seine Charaktereigenschaften ausgesagt. Er muss ein in sich ruhender Mensch gewesen sein. Er sagte kein Wort zu viel. Er wird als ein treuer, frommer Mann mit gediegenem Charakter beschrieben. Er war gewissenhaft bei der Erfüllung seiner Dienste. Sich in den Vordergrund zu drängen, liebte er gar nicht. Bei Konferenzen waren seine Redebeiträge höchst selten. Überall wo er war, widmete er sich besonders den Sonntagsschulen, die unter seiner Arbeit „in schönster Blüte“ standen.


Der Nachruf endet mit den Worten: „Der treue Herr aber wolle mit Seinem Trost die Herzen unserer lieben Schwester von Oehsen und der Töchter erquicken und aufrichten, uns alle aber bereit machen Ihn einst zu schauen mit Freuden in Seiner Herrlichkeit droben“.

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