top of page
  • AutorenbildJohann Lüschen

August Heinrich Prante, der neunte Prediger des Bezirks Edewecht / Westerstede (1876–1879)

Nach der nur einjährigen Amtszeit des Vorgängers Wilhelm Seiz kam August Heinrich Prante. Er blieb die damals höchstmögliche Zeit von drei Jahren auf dem Bezirk Edewecht/Westerstede. Das bedeutete ein wenig Ruhe und Beständigkeit für die Gemeinden Edewecht und Westerstede. Er brachte auch Berufserfahrung nach Edewecht. Acht Jahre vorher beendete er sein theologisches Studium in der methodistischen Ausbildungsstätte in Bremen. Sein Predigerleben führte ihn dann im Zickzack von Pommern nach Württemberg und von dort wieder ins nördliche Bremerhaven.


August Heinrich Prante wurde am 8. Oktober 1841 „nachmittags um 9 Uhr“ in Baarsen, damals zum Fürstentum Waldeck gehörig, geboren. Heute ist Baarsen ein Ortsteil der Kurstadt Bad Pyrmont. Er war das älteste Kind des Schneidermeisters Heinrich Friedrich Prante und seiner Frau Christine Wilhelmine Marie, geborene Nebelsiek. Er wuchs mit sechs Geschwistern und einer Halbschwester auf. Drei Kinder seiner Eltern wurden tot geboren.


August Heinrich wuchs in einem evangelisch-lutherischen Umfeld auf. Seine Mutter lebte ihm Frömmigkeit vor. Das blieb nicht ohne Wirkung und legte einen Grund für sein weiteres Leben. In der Schweiz kam er mit Methodisten in Berührung und lernte insbesondere den Prediger Heinrich Gerdes Odinga, einen gebürtigen Ostfriesen, kennen. Unter seinem Einfluss entschied er sich, ein bewusster und aktiver Christ zu sein.




Er heiratete am 5. Juni 1871 in einem „Verehelichungsakt“ beim Kreisgericht Greifenberg Wilhelmine Charlotte Astmann, Tochter des Oberlandesgerichtsaktuars Wilhelm Eduard Astmann und seiner Ehefrau Charlotte Luise Friederike, geborene Schmehling. Eine kirchliche Trauung unter Dissidenten wurde vom preußischen Staat nicht anerkannt.

Charlotte wurde am 28. Januar 1835 in Greifenberg in Hinterpommern geboren (heute Gryfice).


Im Juli 1876 kam August Prante mit seiner Familie in Edewecht an und bezog die kleine Wohnung in der Kapelle. Seine beiden in Vaihingen an der Enz geborenen Töchter Lydia Auguste Maria Veronika (1872) und Auguste Rosalie Marie (1873) werden dabei gewesen sein. Seine Kinder wurden in das Familienbuch der evangelischen Kirchengemeinde Vaihingen eingetragen. Der letzte Eintrag zur Familie Prante lautet: „Juli 1873 fort von hier“.


Eingang der Methodistenkirche in Südedewecht.


So sieht das Grundstück im Jahr 2015 aus


Die ersten Gespräche wird er mit den „sesshaften Predigern“ Heinrich Stoffers und Johann Wenke geführt haben. Konzentrieren konnten sich die drei wieder auf die beiden Gemeinden des Bezirks Edewecht und Westerstede. Die Gemeinde Westrhauderfehn wurde kurz vorher abgetrennt und bildete jetzt einen eigenen Bezirk.


Leider wissen wir aus der Amtszeit des Predigers August Prante in Edewecht sehr wenig. Es liegen uns so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse vor. Wir dürfen uns den Bezirk Edewecht/Westerstede aber in einem stabilen Zustand vorstellen. Die Auswirkungen der großen Auswanderung nach Amerika ebbten langsam ab.


Eines der drei bekannten Kinder von August und Wilhelmine Prante, Martha Erika, wurde am 13. Juli 1878 in der Kapelle in Edewecht geboren und dort am 8. Oktober von Prediger Georg Göß getauft. Marthas Taufpaten waren praktischerweise „die Eltern“. August Prante muss mit Georg Göß ein besonders gutes Verhältnis gehabt haben. Göß war zu dieser Zeit Superintendent in Süddeutschland und kam zur Taufe angereist. Er wird sich gefreut haben, viele Freunde aus seiner Edewechter Zeit wieder zu sehen. Georg Göß war hier der fünfte Gemeindeprediger.


Nach der Jährlichen Konferenz Ende Juni/Anfang Juli 1879 in Bremen endete seine Edewechter Amtszeit. Sein neues Arbeitsfeld wurde der Bezirk Esens/Dornum/Accumersiel. Danach folgten die Bezirke Delmenhorst-Neerstedt, dann noch einmal Bremerhaven, Kolberg-Greifenberg in Pommern und Greiz in Thüringen und Schneeberg-Eibenstock in Sachsen, Halle an der Saale, Neuruppin und Schivelbein-Braunsberg.


Prediger Prante war ein liebenswürdiger, aber auch furchtloser Mensch. „Mit jugendlichem Feuer redete er und seine Gedankenblitze wirkten geradezu überraschend. Seine mutige Arbeitsfreude verließ ihn nie. Ohne Arbeit konnte er nicht sein“.


Man konnte sich auf ihn verlassen: „Ein Mann, ein Wort“, so hieß es über ihn. Diese Eigenschaften sind aus seinem Nachruf herauszulesen. Darin wird auch betont, dass er ein „Vorbild für die jungen Prediger“ gewesen sei.


Ein „Ruhestand“ war ihm nicht vergönnt. Er nahm noch 1914 an der Norddeutschen Jährlichen Konferenz teil, die in Stettin tagte. Die Konferenzteilnehmer erlebten einen rüstigen älteren Bruder, der Worte des Abschieds sprach, um in den Ruhestand zu treten.

Er gab der Konferenzversammlung zu Protokoll: „Mit gemischten Gefühlen schreibe ich diesmal meinen Bericht nieder. Einmal sind es Gefühle freudiger Dankbarkeit gegen den himmlischen Vater für sein Erbarmen, das mir widerfahren ist. Es sind gerade 50 Jahre, dass er mich aus meinem Unglauben und aus meiner Seelennot errettete und mir das Siegel der Kindschaft auf meine Seele drückte. In dem herrlichen Predigtamte, in das ich 1868 eintreten durfte, habe ich Christi Wunderhilfe oft erfahren dürfen. Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet; sie war ein Lebenselement für meine Seele. Nun aber naht die Zeit, wo ich aus dem aktiven Predigtamt ausscheiden muß. Dieselbe Stimme, die mich damals in die Arbeit rief, sagt nun: Ruhe ein wenig. Aber auch Gefühle tiefer Wehmut ziehen durch meine Seele. Doch ich will wandeln die Wege des Herrn! Der mir liebgewordene Bezirk Schivelbein sei der besonderen Gnade Jesu Christi empfohlen“.


Er musste die Konferenz vorzeitig verlassen und „sich als Kranker niederlegen, nach drei Wochen schweren Leidens rief der Herr seinen treuen Diener heim“. Er starb am 7. Juli auf seinem letzten Bezirk Schivelbein-Braunsberg. Der Hausarzt konstatierte eine akute Nierenentzündung. Er hatte es sich immer so gewünscht: Mitten in der Arbeit zu sterben. Das sollte ihm vergönnt werden. August Heinrich Prante wurde 73 Jahre alt, davon stand er fast 50 Jahre im Dienst seiner geliebten Methodistenkirche.


Im Bezirk Edewecht/Westerstede stieg während seiner Amtszeit die Zahl der Mitglieder von 76 auf 87. In sechs Sonntagsschulen wurden 96 Kinder betreut. Edewecht gehörte damals nicht – wie man annehmen könnte – zum Bremer Distrikt der Kirche, sondern zum Berliner Distrikt. Was heute gar nicht mehr bewusst und verständlich ist, dass der Edewechter Bezirk gesamtkirchlich ein Missionsgebiet der Missionsbehörde der Bischöflichen Methodistenkirche mit Sitz in Amerika war, genauso wie Indien oder China. In Deutschland wollte man aber keine „Heiden“ im eigentlichen Sinne erreichen, sondern Menschen, die den Landeskirchen verloren gingen.

bottom of page