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AutorenbildJohann Lüschen

Franz Jakob, der 14. Gemeindeprediger des Bezirks Edewecht/Westerstede (1891 – 1895)


Aus seinem Nachruf können wir viele Informationen über sein eindrucksvolles Leben entnehmen. Franz Jakob wurde am 5. Mai 1857 in Fraureuth, Landkreis Zwickau, Sachsen, geboren. Sein voller Name war „Franz Hermann“. Seine Mutter vermittelte ihm erste Glaubenseindrücke. Er absolvierte eine Ausbildung zum Zimmermann.


Franz Jakob hatte schon als Jugendlicher Kontakt zu den Methodisten. Er entschied nach seiner Bekehrung, sein Leben für die Verbreitung der guten Nachricht von Jesus Christus einzusetzen. Mit 16 Jahren wurde er Sonntagsschullehrer auf dem Zwickauer Bezirk, danach bekam er die Lizenz zum Ermahner (heute Predigthelfer). Franz Jakob war 1877 Praktikant in Schwarzenberg im Erzgebirge, bevor er 1878 das Studium im Predigerseminar in Frankfurt am Main begann.


Er heiratete am 20. September 1884 in Neu-Ruppin Natalie Elisabeth Hofmann, die dort am 7. Februar 1855 in eine christliche Familie geboren war. Sie ging, wie viele Predigerfrauen, einen schweren Weg. Neben der Kindererziehung wurde erwartet, dass sie sich in der weiteren Zeit in der jeweiligen Gemeinde engagierte. Die vielen Umzüge, die damit verbundenen Schulwechsel bei den Kindern erforderten viel Kraft. So wird berichtet, dass die Pommerin im schwäbischen Ottmarsheim unter Heimweh litt.  Natalie liebte Gesang und Musik und hatte eine schöne Stimme. Sie wird ihre musikalischen Fähigkeiten mit großer Leidenschaft in das Leben der Gemeinden eingebracht haben.

Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. Das Familienleben wird als sehr glücklich beschrieben. Natalie und Franz Jakob konnten verfolgen, dass alle Kinder der Kirche treu blieben.


Prediger Franz Jakob


Als Prediger der Bischöflichen Methodistenkirche ging es kreuz und quer durch Deutschland. Seine Reise als Prediger begann 1885 in Ottmarsheim in Baden-Württemberg. Hier wurde die Tochter Anna Maria geboren. Es folgte Belgard in Pommern. Hier kam die Tochter Martha Lydia dazu. Dann ging es 1889 nach Bremen. Die Söhne Immanuel Johannes und Theophil Georg erweiterten hier die Familie.


Anlässlich der Jährlichen Deutschen Konferenz in Heilbronn wurde ihm der Bezirk Edewecht/Westerstede zugewiesen. Für dieses Jahr schreibt die amerikanische Missionsbehörde, die sich nach wie vor noch verantwortlich für den Edewecht-Westersteder Bezirk hielt: „Die Arbeit in Edewecht schreitet voran und Seelen wurden hinzugeführt“. Der Bezirk zählte 98 Mitglieder und sechs Probeglieder. Die sonntäglichen Gottesdienste werden von durchschnittlich 100 Personen besucht. Dem Gemeindeprediger stehen drei Helfer aus der Gemeinde zur Verfügung. In fünf Sonntagsschulen werden 170 Kinder biblisch unterrichtet.


Im Juli bezog er mit seiner Familie die Wohnung in der Kapelle in Südedewecht. Hier wurden die Kinder Rosa Ella und Johannes Franz Leopold geboren. Seine erste Amtshandlung war die Taufe von Diedrich August Höpken aus Jeddeloh am 21. Juli. Das erste Arbeitsjahr war stabil. Jedenfalls beurteilt die Missionsgesellschaft den Bezirk so: „Dies ist eine ernsthafte und sehr aktive Gemeinde. Sie hatte Bekehrungen und eine Zunahme der Mitglieder“.


In das zweite Jahr fällt die Gründung des Posaunenchores. Er sollte sich als langlebigste Gruppe der Gemeinde erweisen. Wahrscheinlich angeregt durch den Oldenburger Posaunenchor und Erfahrungen in der Militärmusik bildeten die Gründungsmitglieder Johann, Wilhelm und Karl Eilers und Karl Wenke zunächst ein Blechbläser-Quartett.


1893 fasst die Missionsbehörde zusammen: „Auf diesem großen Bezirk gedeiht die Arbeit immer noch. Die alte treue Gemeinde in Edewecht hat durch Bekehrungen der Seelen zugenommen, und ihre Mitglieder wachsen im Glauben“. Am 18. Juni 1893 fand die Grundsteinlegung der neuen Westersteder Kapelle statt. Sie löste den Versammlungsraum im „Stets-Haus“ ab. Im Bericht des Distriktsvorstehers an die Jährliche Konferenz 1894 heißt es „… das Eigentum der Kirche in Westerstede, Haus mit Betsaal, muß wegen Baufälligkeit und Reparaturunmöglichkeit abgebrochen werden … ein entsprechender Neubau, Kapelle mit Predigerwohnung wird im Herbst fertig sein.“ Am 7. Oktober war es soweit: Das neue Gotteshaus in der Gaststraße in Westerstede konnte eingeweiht werden. Der Neubau kostete 8.000 Mark und wurde von der Gemeinde aufgebracht. In Amerika wurde darüber berichtet: „In Westerstede, einer Gemeinde des Bezirks von Edewecht, haben wir auch eine neue Kapelle. Die Arbeit in den Gemeinden ist sehr vielversprechend. Es gibt eine gute Anzahl junger Menschen, die in verschiedenen Vereinen der Kirche organisiert sind. Das spirituelle Leben der Gemeinde befindet sich in einem positiven Zustand“. Prediger Franz Jakob bezog die neue Predigerwohnung in Westerstede. Dort wurde 1896 der Sohn Martin geboren.


In die Amtszeit von Prediger Jakob fiel noch ein wichtiges Ereignis: Die Gemeinde Westerstede wurde 1895 ein selbständiger Bezirk. Die letzte Statistik des „alten“ Bezirks Edewecht/Westerstede nennt folgende Zahlen: 121 Mitglieder, 36 Probeglieder, 2 Laienprediger, 4 Ermahner, 21 Predigtplätze, 200 Schüler in 7 Sonntagsschulen. Den Religionsunterricht besuchen 12 Kinder. Die Sonntagsschulbibliothek kann 200 Bücher anbieten.


Ein letztes Mal berichtet der Distriktsvorsteher über den Gesamtbezirk Edewecht-Westerstede: „Dieses ist der weitausgedehnteste Bezirk auf dem Oldenburger Distrikt mit etwa 20 Stationen. Am 7. Oktober 1894 wurde die neue Kapelle in Westerstede eingeweiht, und seither wohnt der Aufsichtsprediger daselbst, des größeren Raumes wegen. Der Gehilfe wohnt in Edewecht. Das Werk des Herrn darf dort ein hoffnungsvolles genannt werden. Die Arbeit auf diesem Bezirk wurde auch dieses Jahr von Erfolg gekrönt. Seelen wurden bekehrt und für die Kirche gewonnen. Es schlossen sich 17 Personen auf Probe an. Vom Leer-Bezirk wurden noch 6 Probeglieder und 18 Glieder in volle Verbindung dem Edewecht-Bezirk zugeteilt. Außer diesen Zugeteilten ist eine reine Zunahme von 11 Mitgliedern vorhanden.“

„Die Sachlage und das Verhältnis des Bezirks haben sich so gestaltet, dass die Teilung desselben in zwei Bezirke ein Bedürfnis ist und vorgenommen werden sollte.

Infolge der Missernte, die manche unserer Glieder letztes Jahr auf diesem Landbezirk gehabt haben, konnten nicht alle Anforderungen erfüllt werden. Es fehlen 200 Mark der Predigtamtskasse, um die Ausgaben zu decken.“


Prediger Franz Jakob verließ Westerstede, weil die Konferenz ihn nach Bremerhaven versetzte. Bielefeld war sein nächstes Arbeitsgebiet. Danach war er in Hannoversch-Münden und Göttingen. Er beschloss seine Predigertätigkeit in Flensburg. Insgesamt war er 31 Jahre Gemeindeprediger in neun Bezirken.


Prediger Jakob starb am 29. Mai 1915 in Flensburg im Alter von 58 Jahren nach dreijähriger Krankheit und wurde dort am 1. Juni 1915 beerdigt. Der für ihn geschriebene Nachruf fasste zusammen: „Gottes Wort war in der Tat seine tägliche Nahrung, deshalb konnte ihn der Herr auch allenthalben, wohin ihn die Kirche sandte, zum Segen setzen, so daß er vielen Seelen ein Wegweiser zum Kreuz auf Golgatha werden durfte.“

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