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  • AutorenbildJohann Lüschen

Adolph Theis, der elfte Prediger des Bezirks Edewecht/Westerstede (1882-1884)



Adolph Theis war von 1882 bis 1884 Prediger der Methodistengemeinde Edewecht. Er löste Johann von Oehsen ab, der nach Bremerhaven versetzt wurde und ihm eine solide Gemeinde mit zwei kirchlichen Gebäuden und vier Sonntagsschulen hinterließ. Die beiden „Sesshaften Prediger“ Heinrich Stoffers und Johann Wenke werden ihm das Einleben erleichtert haben. Er konnte sich während seiner Amtszeit stets auf sie verlassen.





Im Jahr der Ankunft von Prediger Theis bestand der Bezirk Edewecht/Westerstede 25 Jahre. In dieser Zeit war viel passiert: Schon um 1855 bereisten so genannte Kolporteure das Ammerland. Sie verteilten, verliehen und verkauften christliche Schriften. Wenn es dazu Gelegenheit gab, hielten sie auch Versammlungen. 1856 wurde sogar schon in einer oldenburgischen Zeitung dazu eingeladen.


1857 wurde Prediger Bruns nach Edewecht gesandt. Bald darauf wurde mit der Gemeinde in Westerstede ein „Bezirk“ gebildet. Nach fünf Jahren errichteten die Methodisten in Edewecht ihre erste Kirche. Edewecht ist die Muttergemeinde des Bezirks Westrhauderfehn. In den ersten 25 Jahren waren in Edewecht nacheinander zehn Prediger stationiert. Die Prediger Kunst, Bruns, Klüsner und Schröder waren Einheimische aus dem Großherzogtum Oldenburg. Drei kamen aus der Hansestadt Bremen (die Prediger Stets, Wischhusen und von Oehsen), und jeweils einer aus Bayern (Göß), aus Württemberg (Seiz) und Preußen (Prante). Die meisten waren jung (sechs unter 30 Jahre, drei zwischen 31 und 40; lediglich der Laienprediger Stets kam mit 47 Jahren nach Edewecht. Vier der Edewechter Prediger wanderten später nach Amerika aus (Stets, Kunst, Göß und Wischhusen). Drei legten später ihr Amt als hauptamtlicher Prediger nieder (Göß, Wischhusen und Stets), blieben aber treue Methodisten.


Welch lange Wege nahmen die Prediger auf sich: Der Bezirk Edewecht erstreckte sich zeitweise im Westen bis vor die Tore Leers, im Südwesten bis Oldenburg und im Norden bis nach Oltmannsfehn und Ockenhausen im nördlichen Ostfriesland. Auch im westlichen Teil der Gemeinde Zwischenahn wohnten Gemeindeglieder.

Tausende haben in den ersten 25 Jahren die Gottesdienste besucht. Hunderte Kinder besuchten die Sonntagsschulen. Viele haben hier entscheidende Impulse für ihr Leben erhalten, haben sich der Gemeinde allerdings nicht angeschlossen, wurden aber aktive Glieder anderer Kirchen.


Vier junge Männer wurden Prediger der Kirche: Heinrich Barklage aus Westerscheps, Heinrich Mertens aus Dänikhorst (er wanderte nach Amerika aus und wurde dort Prediger), Diedrich Rohr aus Edewecht und Friedrich Eilers aus Westrhauderfehn.

Viele Probeglieder und Glieder der Gemeinde wurden aus den unterschiedlichsten Gründen von der Gemeinde ausgeschlossen. Ob die Ausschlüsse immer angemessen waren – darüber sollte man nachdenken.


Diesen geschichtlichen Hintergrund fand Adolph Theis vor, als er seinen Dienst in Edewecht begann. Zu dieser Zeit war er schon ein erfahrener Prediger. Vor seinem Studium im Theologischen Seminar unserer Kirche in Frankfurt hatte er schon eine einjährige Praktikantenzeit hinter sich. Sein erster Bezirk, dem er vorstand, war 1873 und 1874 Straßburg. Danach von 1877 bis 1879 in Basel-Liestal. Vom Bezirk Aurich (1880-1882) kam er dann nach Edewecht. In der Auricher Zeit wurde er als Diakon und während der Jährlichen Konferenz 1884 zum „Ältesten“ ordiniert. Nach Edewecht war Adolph Gemeindeprediger in Büdingen, Gelnhausen, Karlsruhe, Kaiserslautern, Darmstadt, Frankfurt und Nürnberg. Ein langes, aufreibendes Predigerleben!


Über seine Dienstzeit in Edewecht ist sehr wenig bekannt, weil die Protokollbücher der Jährlichen Konferenzen im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. Aber über den Umweg aus Amerika haben wir doch eine kurze Beschreibung unseres Bezirks. 1882 liest man im Jahrbuch der methodistischen Missionsbehörde:


In Edewecht gibt es eine früh gegründete Gemeinde, und die Menschen sind der Kirche ihrer Wahl mit Leidenschaft verbunden. Es herrscht in diesem Land jedoch allgemein eine religiöse Gleichgültigkeit. Ein intensives Arbeiten ist derzeit schwierig.

1883 hört sich das so an: Der Edewechter Bezirk hatte ein sehr erfolgreiches Jahr. Die Kirche hat 20 neue Mitglieder erhalten. Die Sonntagsschulen gedeihen; 18 Kinder erhalten einen besonderen Religionsunterricht. Die Missionsarbeit auf neun Stationen und in sieben Sonntagsschulen schreitet positiv voran.


Im erwähnten Jahrbuch von 1883 wurden für den Bezirk Edewecht folgende Zahlen veröffentlicht: 81 Mitglieder, 19 Probeglieder, 120 Freunde, 100 Gottesdienstbesucher und 185 Sonntagsschüler.


In Edewecht wurde 1883 seine Tochter Frida geboren. Zwei weitere Kinder sind bekannt, die in Kaiserslautern geborenen Kinder Alfred und Theodora.


Adolph Theis stammte aus Odersberg, heute ein Ortsteil der Gemeinde Greifenstein im Lahn-Dillkreis in Hessen. Dort wurde er am 9. Dezember 1851 als Sohn des Bürgers und Landmanns Georg Henrich Theis und seiner Frau Katharine Margarethe Gimpel, geboren. Am 21. Dezember 1851 wurde er in Odersberg getauft. Seine Taufpaten waren: Johannes Wilhelm Petri und Anna Marie Knetsch aus Odersberg. Adolph starb in der ersten Dezemberhälfte des Jahres 1911 in Oerlikon/Schweiz.


Adolph hatte fünf Geschwister.


Adolph Theis muss in seiner Amtszeit in Nürnberg ernstlich krank geworden sein. Er konnte sein Amt wohl nicht mehr ausüben. 1903 stellt er bei der Süddeutschen Jährlichen Konferenz einen Antrag auf eine superannuierte Stellung (Bitte um vorzeitigen Ruhestand) aus gesundheitlichen Gründen. Er konnte an dieser Sitzung nicht teilnehmen. Im Protokoll des nächsten Jahres ist dann zu lesen, „daß ein Untersuchungs-Komitee im Lauf des Jahres A. Theis suspendiert hat“. Wahrscheinlich war dies das Ende einer Auseinandersetzung mit seiner Kirche. Wir wissen nicht, ob noch andere Gründe für die Entlassung eine Rolle spielten. Die Entscheidung der Kirche war aber hart.

Deshalb findet sich ich in den Konferenzverhandlungen und im deutschen Sonntagsblatt der Methodistenkirche „Der Evangelist“ für ihn kein Nachruf. Aber die Schweizer Methodisten hatten ihn nicht vergessen:


Dem „Schweizer Evangelist“ entnehmen wir folgende Zeilen, „die gewiss auch für manche unserer Leser in Deutschland von teilnehmendem Interesse sein werden“:

„Noch eines Heimgangs wollen wir hier gedenken, desjenigen von Prediger Adolf Theis, der in der ersten Hälfte des Dezembers in Oerlikon nach langem Leidensstande gestorben ist.


Br. Theis hat in jungen Jahren auf den Bezirken Thalwil, Zürich und Liestal in großem Segen gewirkt.


Der Herausgeber [des Schweizer „Evangelisten“] besonders erinnert sich mit dankbarer Freude der Zeit, da er Br. Theis zu seinem Seelsorger hatte. Während der Jahre seiner Manneskraft stand Br. Theis, selbst ein Deutscher, am Dienst hervorragender Gemeinden Deutschlands, während er als ein Leidender den letzten Abschnitt seines Lebens wieder in Zürich und Umgebung verbrachte. Dass er unserer Kirche in dieser Zeit etwas fremd geworden war, soll uns nicht hindern, ihm diese Zeilen dankbarer Erinnerung zu widmen.“


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