Arthur Voigt war während des Konferenzjahres 1895/96 Prediger auf dem Edewechter Bezirk. Es war sein erstes Arbeitsfeld nach dem Studium im Theologischen Seminar in Frankfurt. Direkt von dort kommend, begann er seinen Dienst als noch nicht ordinierter Prediger am 15. August 1895 in Edewecht.
Der Bezirk Edewecht/Westerstede wurde ab dem Konferenzjahr 1895 geteilt. In der Besetzungsliste der Norddeutschen Konferenz heißt es für Edewecht: „mit einem zu besetzen“. Bis jetzt wurde deshalb davon ausgegangen, dass Edewecht für dieses Jahr auch tatsächlich keinen Prediger hatte. Das muss korrigiert werden. Aus dem Nachruf des Predigers Arthur Voigt kann entnommen werden, dass er für dieses Jahr Prediger in Edewecht war. Bestätigt wurde dies durch die Angaben auf seiner Karteikarte des methodistischen Zentralarchivs in Reutlingen. Die Dienstzuweisung für Edewecht muss also nach der Jährlichen Konferenz 1895 erfolgt sein. Der Grund dafür ist nicht bekannt.
Arthur wurde am 25. Dezember 1869 in Wilkau, heute ein Stadtteil von Wilkau-Hasslau, Landkreis Zwickau in Sachsen, geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf.
Arthur besuchte die örtliche Volksschule; danach war er in der Pflicht, seine Eltern finanziell zu unterstützen. Deshalb arbeitete er ohne Berufsausbildung vier Jahre in Fabriken.
Der Gemeindeprediger Arthur Voigt
Auf eine Einladung seiner Schwester hin, die Mitglied der Methodistenkirche war, besuchte er im März 1887 einen Gesangsgottesdienst dieser Kirche. Spontan entschloss er sich, ab jetzt sein Leben auf Gott auszurichten. Er begann die damals typische Laufbahn eines Predigers, zuerst als Sonntagsschullehrer und Predigthelfer.
Nachdem er sich entschied, vollzeitlich in der Kirche zu arbeiten, absolvierte er ein Gehilfenjahr (Praktikantenjahr) in Dittersdorf in Sachsen. Es folgte von 1893 bis 1895 das Studium im Predigerseminar in Frankfurt am Main.
Edewecht war sein erster Bezirk. Die Gemeinde war gerade durch die Trennung mit Westerstede klein geworden. Die Statistik für Edewecht weist für 1895 aus: 63 Mitglieder, 13 Probeglieder, 2 Lokalprediger, 1 Ermahner und 5 Predigtplätze. Drei Gemeindeglieder starben und zwei Kinder wurden getauft. Ein Kind besuchte den Religionsunterricht. In drei Sonntagsschulen mit 70 Schülern unterrichteten 9 Lehrer. Von der Sonntagsschulbibliothek konnte man 61 verschiedene Bücher ausleihen.
Für dieses Edewechter Jahr gibt es so gut wie keine weiteren schriftlichen Zeugnisse. Arthur Voigt stand, weil er noch nicht ordiniert war, wohl unter der Aufsicht der Prediger Coobs und Klüsner. Sie vollzogen auch die Taufen der „Gemeindekinder“ Johann Neumann und Peter Friedrich Kayser. Die einzige Trauung für diese Zeit (Johann Sprock mit Marie Brunßen) vollzog Prediger Franz Jakob, der Gemeindeprediger des neu gebildeten Bezirks Westerstede war.
Arthur Voigt schrieb im September 1895 von Edewecht an einen Predigerkollegen „Sonst geht es mir gut und bin gerne auf dem Bezirk …“ Der vorgesetzter Superintendent fasste seine Arbeit in Edewecht mit folgender Beurteilung zusammen: „Dieser Bezirk wurde zu Anfang des Konferenzjahres geteilt, indem Westerstede zu einem eigenen Bezirk gemacht wurde. Er durfte sich einer kleinen Belebung erfreuen, mehrere Seelen wurde zu Gott bekehrt“.
Schon nach einem Jahr wurde er nach Annaberg in Sachsen versetzt, hielt aber noch lange Kontakt zu den Edewechtern. Besonderen Eindruck machte ihm der erst junge Posaunenchor der Gemeinde. Er schrieb von Annaberg aus an ein Mitglied des Edewechter Bezirks: „Euer lieber Posaunenchor hat nun wohl auch tüchtig Fortschritte gemacht. Mögen sie tüchtig Alarm blasen und die ganze Methodistengemeinde in heilige Begeisterung versetzten, damit Mann um Mann ins Feld zieht und …“
In Annaberg lernte er seine Frau Anna Lina Weißbach aus Geyer kennen und heiratete sie am 8. Juni 1899. Sie wurde 1869 als Tochter des Eduard Weißbach in Tannenberg bei Geyer im Erzgebirge geboren. Ihr Leben war begleitet von leidvollen Phasen. Nachdem sie sich den Methodisten anschloss, wurde sie vom Vater aus dem elterlichen Haus verstoßen. Erst nach vielen Jahren durfte sie das Haus wieder betreten. Anna Lina und Arthur hatten neun Kinder, von denen eines früh starb.
Nach der Amtszeit in Annaberg war er fünf Jahre für Remptendorf zuständig. Dort wurden die ersten vier Kinder geboren: Elisabeth, Johanna, Paul und Charlotte. Von 1904 bis 1909 war Reichenbach sein Arbeitsfeld. Dort kamen die Kinder Maria und Margarete dazu. 1909 bis 1920 wurde ihm der Greizer Bezirk zugeteilt. Mit Hans und Esther wurde hier die Familie vervollständigt. Der Umzugswagen wurde noch oft gebraucht: 1920 nach Werdau, 1928 nach Reinsdorf und 1934 nach Bockau-Albernau.
Sein letzter Bezirk war Zwickau-Weißenborn. Hier starb seine Frau nach schwerer Krankheit. Das harte und arbeitsreiche Leben einer Predigerfrau hatte ihr besonders zugesetzt. Laut ihrem Nachruf erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und war 12 Jahre mehr oder weniger bettlägerig. Sie war nie ohne Schmerzen und oft dem Tode nah.
1940 wurde Arthur Voigt in den Ruhestand versetzt, bediente aber den Bezirk Zwickau-Weißenborn bis 1945 weiter. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Haushalt seiner jüngsten Tochter Esther. Er starb am 23. April 1956 im Bethanien-Krankenhaus in Chemnitz im 87. Lebensjahr. Er war nur kurz krank, litt aber seit langem an Altersbeschwerden. Am 27. April wurde er in Zwickau-Planitz beerdigt.
Im ausführlichen Nachruf der Kirche wird er wie folgt beschrieben: „Seine Person strahlte eine besondere Festigkeit seines Charakters und Willens aus. Alles Gekünstelte und Verschraubte, nicht Zentrale war ihm zuwider. Er liebte klare Linien … war ein Mann der Bibel“.
Arthur Voigt war, wie gesagt, nur für ein Jahr Gemeindeprediger in Edewecht. Auf Grund verlorener und vergessener Quellen wurde das Erinnern an ihn schwächer. Ganz sicher ist: Er hat mit allen Kräften für Gott und unsere Gemeinde gearbeitet.
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