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  • AutorenbildJohann Lüschen

Franz Klüsner – Der vierte Prediger der Evangelisch-methodistischen Gemeinde (1864–1866)

Obwohl über den vierten Prediger unserer Gemeinde – Franz Klüsner – schon viel geschrieben wurde und auch heute noch manchmal unter Älteren eine Anekdote über ihn die Runde macht, fällt es mir schwer, ihn in der Kürze, wie es der Gemeindebrief vorgibt, zu beschreiben. Es ist sicher, alle Prediger haben sich unermüdlich in der Methodistengemeinde Edewecht eingesetzt. Und doch sticht einer unter ihnen heraus. Denn, wer mit einem Beitrag bei Wikipedia im Internet dabei ist, der sollte in seinem Leben Dinge vollbracht haben, die herausragend und erwähnenswert sind. Prediger Friedrich Müller verfasste über ihn eine sehr ausführliche maschinenschriftliche Biografie.

Franz Klüsner war ein evangelisch-methodistisches Original. Durch seine aufrüttelnden Predigten wurden viele Menschen angeregt, ein neues Leben im Einklang mit Gott zu beginnen. Er war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Prediger in Nordwestdeutschland überhaupt. Er bekam den ehrenvollen Titel „Ostfriesenmissionar“.


Johann Friedrich Franz Klüsner wurde am 14. November 1837 als Sohn des Maurers Johann Klüsner und seiner Frau Margarete geborene Kähler in Drielakermoor, jetzt zu Oldenburg gehörig, geboren. Sein Vater starb, bevor er geboren wurde. Seine Mutter war mit ihrer Frömmigkeit prägend für ihn.


Franz Klüsner war, wie seine Vorgänger ein Norddeutscher und sprach unter Landsleuten plattdeutsch.


Der körperlich eher schwache Junge besuchte die Volksschule. Schon früh begeisterten ihn Musik und Gesang. Später lernte er auch das Gitarrenspiel. Er wurde dann Schneider.

Franz Klüsner besuchte als Jugendlicher Versammlungen der Hermannsburger Mission. Deshalb befasste er sich schon früh mit dem Gedanken Missionar zu werden. Er lernte dann aber die gerade neu gegründete Methodistengemeinde in Bremen kennen und fand, dass sie am ehesten alles bot, was er sich unter einer christlichen Gemeinde vorstellte und schloss sich ihr an.


Nach seinem Studium 1858 bis 1961 in der „Martins Missionsanstalt“, dem Seminar für die Ausbildung der methodistischen Prediger im deutschsprachigen Raum, begann er ein langes Predigerleben, das ihn durch Deutschland und die Schweiz führte. Er war Prediger in Neerstedt, Edewecht, Zürich-Uster, Esens, Oldenburg, St. Gallen, Dornum-Esens, Bremen, Oldenburg und Bremen-Vegesack. In den 80er Jahren war er auch „Distriktsvorsteher" des Bremer Distrikts der Methodistenkirche. In Oldenburg war er der Bauherr der Friedenskirche, die das Stadtbild von Oldenburg noch heute prägt. Wichtig für Klüsner waren zwei Reisen, die ihn 1881 nach Palästina und 1891 durch Amerika führten. Er gilt als Begründer des EmK-Bezirks Neuschoo, der vorher ein Predigtplatz des Bezirks Aurich war. Die Versammlungen dort wurden zuerst in einer Scheune gehalten, später in einer Ziegelei. Bis zu 400 Hörer kamen zu seinen Versammlungen.


Sein zweites Arbeitsfeld war der Bezirk Edewecht, zu dem auch die Gemeinde in Westerstede gehörte. Im Juli 1864 trat er seinen Dienst an. Er folgte Prediger Hermann Kunst, der nach Winterthur/Schweiz versetzt wurde.


Zu dieser Zeit waren Westerstede und Edewecht Gemeinden des Amts Westerstede im Großherzogtum Oldenburg, das wiederum Mitglied im Deutschen Zollverein war. Das Staatsoberhaupt war Großherzog Nikolaus Friedrich Peter. Kirchlich gehörten der Edewechter Bezirk zur „Foreign German Mission“ der Missionsgesellschaft der amerikanischen bischöflichen Methodistenkirche. Sie stand in Deutschland unter der Leitung des Superintendenten Ludwig Sigismund Jacoby. Die Missionsgesellschaft wurde von amerikanischen Bischöfen geleitet; zu den Sitzungen der Jährlichen Konferenzen reiste der jeweils zuständige amerikanische Bischof an.


In diesem Zusammenhang war der 18. Mai 1866 ein besonderer Tag. Die Edewechter Gemeinde wird von einer Delegation der Missionsgesellschaft aus New York besucht. Obwohl es Montag ist, wird um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Kapelle gehalten. Im Jahresbericht der Missionsgesellschaft wurde in Amerika darüber berichtet. Der Gottesdienst wurde von einer „guten Menge“ von Leuten besucht und es wurde mit 100 Personen Abendmahl gehalten. Die Delegation wurde mit Brot, Butter und Kaffee erfrischt. „Dies ist eine unserer besten Missionsstationen“ lautete das abschließende Urteil.

Für das Jahr 1866 gibt die Missionsleitung in New York folgendes Zeugnis: „Ein großer und sehr interessanter Bezirk, jetzt mit zwei Kapellen in Edewecht und Westerstede. Im letzten Jahr hat der Herr besonders Westerstede gesegnet und unsere Aussicht für das Werk ist ermutigend. Die Sonntagsschulen sind gut besucht. Die Mitglieder sind treu und ernst.“


Edewecht war zu Klüsners Zeiten die weitaus größte Gemeinde des damaligen Oldenburger Distrikts. Sie betreute rund 200 Menschen. Kirchliche Gebäude gab es in Westerstede und Edewecht. Prediger Klüsner organisierte auch den Kauf des Versammlungsraums in Apen, der vorher in Privatbesitz von Georg Stets war. Georg Stets zog nach Westerstede und beherbergte dort in seinem Hause die kleine Gemeinde, für die er einen Raum für Versammlungen herrichtete. Im Februar 1866 wurde dieser Raum eingeweiht.


An diesen Orten und in Westerscheps bestand eine Sonntagsschule. Die Sonntagsschulen wurden gut besucht: Apen (30 Kinder), Westerstede (20), Edewecht (25) und in Scheps (12). 1866 kam noch eine Sonntagsschule in Klein Scharrel dazu, in die anfangs 8 Kindern gingen.


Dem Gemeindeprediger standen die „Sesshaften Predigern“ oder „Localprediger“ Heinrich Stoffers, Hermann Schrader und Georg Stets zur Seite. Das war auch nötig, weil sich der Bezirk weit in das ostfriesische Gebiet erstreckte. In Westrhauderfehn bildete sich eine kleine Gemeinde. Über sie wird noch ausführlich berichtet.


Klüsners Predigten waren beeindruckend. Es bekehrten sich Dutzende der Zuhörer. Für sie wurde eine „Sprech- und Gebetsstunde“ eingerichtet. Sie fand alle 14 Tage „wie wir glauben, von großem Nutzen“ statt.


In seiner zweijährigen Amtszeit wurden 49 Personen Mitglieder der Gemeinde. Vorher waren sie Probeglieder. Nicht alle wurden aufgenommen … „können ihn nicht gebrauchen“, „ist unser Feind geworden“, „in die Welt zurückgegangen“, „in sein früheres Leben zurückgekehrt“.


Es wird berichtet, dass in dieser Zeit 22 Mitglieder zu den Baptisten wechselten. Das veranlasste Prediger Klüsner eine Schrift über die Taufe herauszugeben. Wer nicht nach den Regeln der Gemeinde lebte, wurde ausgeschlossen. Beispielsweise „wegen eines unordentlichen Lebenswandels“.


Edewecht wird für den Prediger Franz Klüsner aber sein Leben lang unvergessen gewesen sein. Hier lernte er seine spätere Frau, Christine Oeltjen aus Portsloge kennen. Ihre Mutter gehörte schon früh zu den Sympathisantinnen der Edewecht besuchenden Methodistenprediger. Franz heiratete Christine am 27. Oktober 1864 in einer „Civilehe“ im Amtsgericht Westerstede. Das in religiösen Dingen sehr tolerante Großherzogtum Oldenburg ermöglichte den „Nichtlandeskirchlern“ diese Form der Eheschließung. Aus der Ehe mit Christine gingen 10 Kinder hervor. Christine starb am 14. Januar 1907. In seiner zweiten Ehe war er ab 1909 mit Ettilie Flessner verheiratet.


Franz Klüsner war bis ins hohe Alter hochaktiv. Er starb am 20. Oktober 1916.


Zum Schluss folgen noch Beispiele seiner Schlagfertigkeit: Prediger Friedrich Müller berichtet: „Zur Erntezeit konnte es selbst dem Feuergeist Klüsner passieren, dass seine Zuhörer vor Ermattung einschliefen. Klüsner, dies wahrnehmend, verlangsamte sein Reden, die Stimme immer leiser werdend, bis zum Flüsterton, um endlich das Reden ganz einzustellen. Man hörte nur noch die Schlafenden. Plötzlich aber rief er mit lauter Stimme: „Feuer! Feuer!“ Alle erschreckten zusammen und durcheinander ruft es: „Wo? Wo?“. „In der Hölle!“ war des Predigers treffende Antwort. Damit hatte er die Zuhörer wieder auf seine Seite bekommen.


Während „Vadder Klüsner“ predigte, entging ihm nicht das Geringste. Schaute jemand während der Predigt auf die Taschenuhr, so konnte Klüsner in seiner Rede innehalten und dem Betreffenden sagen: „Die Uhr ist jetzt so und so viel." Oder er fragte ihn: „Bruder, willst du uns eben sagen, wie spät es ist?“. Das war heilsam.


Die üble Sitte, sich jedes Mal nach der Tür umzusehen, wenn jemand den Saal betritt, bekämpfte er dadurch, dass er während der Rede den Nachzügler der Gemeinde namhaft machte. Er pflegte dann zu sagen: „Soeben ist Bruder oder Schwester Soundso eingetreten“. Ein wenig derb, aber heilsam für Neugierige und Zuspätkommende.

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