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Ernst Schütte, der 19. Prediger des Bezirks Edewecht / Westerstede (1906 – 1908)

  • Autorenbild: Johann Lüschen
    Johann Lüschen
  • vor 4 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

Johann Diedrich Ernst Schütte wurde am 24. Oktober 1862 in Tweelbäke, heute ein Stadt­teil von Olden­burg, geboren und kurze Zeit darauf in der Methodistengemeinde Oldenburg als einer der Gemeindekinder getauft. Seine Eltern waren der Landwirt Johann Ernst Schütte und seine Frau Gesche Marie, geborene Janßen. Sein ganzes Leben war methodistisch geprägt. Ernst engagierte sich früh als Sonntagsschullehrer, Dirigent und Organist. 1878 schloss er sich auf Probe der Oldenburger Methodistengemeinde an. Er entschied sich, einem Auftrag Gottes folgend, sein Leben hauptberuflich für ihn und die Kirche einzusetzen.


Das Praktikantenjahr absolvierte er im Konferenzjahr 1887/88 auf dem Bezirk „Apenrade und Flensburg“. Dort erlebte er auf der Insel Föhr eine Zeit der Erweckung. Nach dem dreijährigen Studium im Predigerseminar unserer Kirche in Frankfurt am Main bekam er den Bezirk Bremerhaven als seinen ersten Arbeitsplatz zugewiesen, es folgten 1893 der Bezirk Osnabrück-Metten, und 1896 die ostfriesischen Bezirke Neuschoo und ab 1900 Aurich.


Ernst Schütte
Ernst Schütte

Prediger Ernst Schütte war dann für nur zwei Konferenzjahre ab 1906 Prediger des Bezirks Edewecht / Westerstede, um dann seine nächste Gemeinde in Gera anzutreten. 1911 ging es noch weiter in den Osten nach Stargard in Pommern und 1914 noch weiter nach Königsberg in Ostpreußen. Auch sein letzter zu betreuende Bezirk war 1917 im preußisch-pommerschen Neuruppin. Dort trat er 1920 in den Ruhestand, den er nur kurz genießen durfte. Er starb am 19. Juli 1921 mit nur 59 Jahren. 


Ernst Schütte heiratete am 14. Juli 1893 in Oldenburg-Osternburg Helene Fittje aus Apen. Sie und ihre Familie gehörten zum Bezirk Edewecht/Westerstede. Das Haus stand als methodistischer Predigtplatz zur Verfügung. Ihr Vater Wilhelm Diedrich Fittje war Bäckermeister in Apen und dort ein geachteter Mann. Die Mutter war eine geborene Bödecker, stammte aus Hasbergen bei Delmenhorst und gehörte dort zu den ersten Methodistinnen. Schon nach einjähriger Ehe erlebte Helene den Tod ihres Kindes bei der Entbindung. Auch sie selbst war seit dieser Zeit überwiegend krank.  Sie wurde nicht wieder gesund und starb am 13. März 1910.


Am 11. Januar 1911 heiratete Ernst Schütte in Neustadtgödens Else Fleßner aus Oldenburg. Mit ihr hatte er einen Sohn und zwei Töchter. Sie wurde 1879 in Friedrichsgroden (heute zu Wittmund gehörig) geboren und starb 1953 in Wilhelmshaven.


Kurz nach dem Ende des ersten Weltkriegs erlitt Prediger Schütte einen leichten Schlaganfall. Er zog weitere gesundheitliche Einschränkungen nach sich. 1920 brach er an Herzmuskelschwäche zusammen und nahm aber noch an der Jährlichen Konferenz in Zwickau teil. Er bekannte seinen Amtsbrüdern: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein“. Er starb am 19. Juli 1921 in Neuruppin/Pommern. Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Else mit ihren drei Kindern nach Kiel.


In seine kurze Amtszeit in Edewecht fiel das 50 jährige Jubiläum der Gemeinde. Er und die ganze Gemeinde Edewecht werden auf dieses „Großereignis“ hingearbeitet haben. Gefeiert wurde am 2. Ostertag. In der methodistischen Wochenzeitschrift „Der Evangelist“ wurde dazu eingeladen und später auch ausführlich darüber berichtet.


Den Artikel schrieb der schon betagte erste Prediger der Gemeinde Ahlert Gerhard Bruns:


„Die Kinder der ersten Mitglieder waren es zumeist, die am Ostersonntag das 50 jährige Jubiläum feiern durften, mit manchen anderen, die nachher für den Herrn gewonnen sind. Da es ein prächtiges Frühlingswetter war, so durfte man erwarten, dass sich viele einfinden würden, und so war es auch. Die Kapelle war bis auf den letzten Platz besetzt. Von Westerstede waren sie mit eigenem großem Fuhrwerk da. Ein Extrafuhrwerk brachte die mit der Bahn gekommenen Gäste von Oldenburg, von Apen usw. nach Edewecht und doch fehlten so manche, welche man gern gesehen hätte und die auch gerne daran teilgenommen hätten. So fehlten die aus der Gemeinde hervorgegangenen Prediger und Predigersfrauen, von deren ersteren es 3 und der letzteren 4 gibt, wovon eine nur gegenwärtig war. Auch die Prediger, die Edewecht früher bedient hatten, deren es 18 als Aufsichtsprediger sind, konnte nur einer gegenwärtig sein, weil sie alle an Jugendbund- und Sonntagsschullehrer-Versammlungen und Missionsfesten usw. zu tun hatten. Doch das Beste war, dass der Herr des Werks nicht fehlte und mit der ganzen Fülle seiner Segnungen gegenwärtig war.


Das Fest begann am Nachmittag um 2 Uhr und verlief nach der Weise eines gemeinsamen Gemeindefestes. Es wurde für die leiblichen Bedürfnisse gesorgt und Deklamationen vorgetragen. Der Edewechter Posaunen- und Männerchor, sowie die Chöre von Edewecht und Westerstede, wie auch die ganze Gemeinde, ließen manches frohe Lied zum Preise des Herrn erschallen.


Der Aufsichtsprediger des Bezirks, Bruder E. Schütte, verlas einen Teil aus den Annalen über die Entstehung des Werks, und Prediger A. G. Bruns, der vor 50 Jahren die Gemeinde organisierte, teilte manches Interessantes aus jener Zeit mit.


Die Zeit verschwand so schnell, dass man um 6 Uhr ernstlich zum Aufbrechen mahnen musste, um rechtzeitig in Zwischenahn die Züge zu erreichen, um wieder heimzukommen. Nun möge der Herr sein Werk dort weiter segnen, dass bald die Kapelle zu klein werde und sie eine größere schuldenfreie bekommen können, wie die jetzige ja schuldenfrei ist.“


Um das Leben des Predigers Schütte nachzuerzählen, sind wir auf  seinen Nachruf angewiesen.  Zwei Konferenzberichte vermitteln einen kleinen Einblick in die damaligen Verhältnisse auf dem Bezirk Edewecht/Westerstede. Sie werden hier auch wortwörtlich wiedergegeben:


1907

„Edewecht-Westerstede. Bruder Schütte wurde letztes Jahr an diese Gemeinde gesandt. Er hat sich das Vertrauen der Gemeinde bald erworben und konnte eine gesegnete Arbeit tun. Am zweiten Osterfeiertag konnte das 50 jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert werden. Etwa 15 Seelen wurden für den Herrn gewonnen. 12 konnten auf Probe aufgenommen werden. Leider muss eine Abnahme von 3 Gliedern berichtet werden, es mussten verschiedene Namen gelöscht werden in der Liste, die über die Zeit in Geduld getragen worden waren, d. h., die ihre Verbindung mit uns schon länger aufgegeben hatten. Nachdem das Konferenzbaukomitee die Erlaubnis erteilt hatte, wurde ein zweckentsprechender Anbau, Waschküche und Klosett an der hinteren Seite der Kapelle hergestellt, der ungefähr 1000 Mark kosten wird. An freiwilligen Beiträgen leistete die Gemeinde 3225 Mark, pro Glied 19,70 Mark.“


1908

„Edewecht-Westerstede. Bruder Schütte steht das zweite Jahr auf dem Bezirk. Er schreibt in seinem Bericht an mich: „Die Bedienung des weit ausgedehnten Bezirks mit seinen 8 Stationen hat auch im letzten Winter die ganze Kraft eines Mannes erfordert.“ Es ist dabei nicht ohne Gesundheitsstörungen abgegangen, welche die häufige Inanspruchnahme der Brüder Ermahner, wie auch Bruder Klüsner und Bruns in Oldenburg nötig machte. In der Familie gab der anhaltend leidende Zustand der Predigersfrau oft Anlass zu großer Besorgnis. Als dann auch noch seitens gewisser Elemente aus der Gemeinde Schwierigkeiten gemacht wurden, war es nicht leicht, die Freudigkeit zur Arbeit zu bewahren. Doch der Herr hat geholfen, so dass der Jahresschluss ein zufriedenstellender ist. Es konnten 8 Personen auf Probe aufgenommen werden. Die Zunahme beträgt 8. Die 126 Glieder opferten dem Herrn 2410 Mark, pro Glied 20 Mark.“


Ich nenne nun absichtlich viele Namen, weil sie in der Gemeinde noch bekannt sind und für viele Gemeindeglieder Großeltern oder Urgroßeltern sind:In der zweijährigen Amtszeit von  Prediger Schütte wurden 13 Kinder geboren und von ihm getauft: Ella Wilhelmine Flintjer aus Westerscheps, Georg Borchers aus Edewecht, Hendrik Lüttje aus Klein Scharrel, Martha Büntjen von Westerstede, Maria Helene Wenke von Portsloge, Martha Hamjediers von Augustfehn, Johann Diedrich Eilers von Portsloge, Emil Friedrich Brunßen von Westerscheps, Ernst Heinrich Brunßen von Westerscheps, Johannes Diedrich Eilers von Edewecht, Gerhardine Kayser von Jeddeloh, Georg Wilhelm Frers von Westerstede und Martha Johanne Wenke von Portsloge.


Vier Mal durfte er Trauungen vollziehen: Wilhelm Eilers mit Minna Duis von Portsloge bzw. Apen; Gerhard Brunßen mit Anna Müller von Westerscheps bzw. Klein Scharrel; Georg Frers mit Henny Kruse von Gießelhorst bzw. Aperberg und Gerhard Müller mit Anna Tammen von Klein Scharrel bzw. Godensholt.


Prediger Ernst Schütte beerdigte drei Frauen aus der Gemeinde: Franzlina Kramer, geborene Schmitt, aus Augustfehn, 72 Jahre; Anna Janßen-Oellien aus Westerscheps, 58 Jahre und Anna Maria Braje, geborene Bünting, aus Westerscheps, 70 Jahre.

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