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  • Gerd Sandstede

Edewechts Mühlen, Teil 9 - Die Mühle Sandstede in Osterscheps


Die Mühle der Familie Sandstede wurde vom Ururgroßvater des Gerd Sandstede sowie von dem Mühlenbauer Grimm, Westerstede, im Jahr 1865 errichtet.


So entstand eine reetgedeckte Windmühle (Galerieholländer mit 2 Mahlgängen) für Osterscheps an der Ecke Hemeler Straße/Timmenkamp. Noch heute erinnert ein Block aus Steinen an den damaligen Standort. Die Mühle kostete seinerzeit 10.000 Taler.


Die Mühle Sandstede in Osterscheps am Hemeler ca. 1930



Etwa 5 Jahre nach Fertigstellung wurde neben der Mühle eine Sägerei gebaut. Das Vollgatter konnte ganze Bäume in einem Arbeitsgang verarbeiten. Die Sägerei wurde hauptsächlich im Winter betrieben. Am Tage sägen, in der Nacht mahlen. 1878 übernahmen der Sohn des Gründers, Johann Dietrich Sandstede, und dessen Bruder Georg gemeinsam die Mühle. Da Georg Sandstede die Mühle in Friesoythe übernahm, erhielt Johann Dietrich als alleiniger Besitzer die Windmühle in Osterscheps. 1900 schaffte man eine Dampfmaschine an; es wurde aber auch weiterhin mit Wind gemahlen. Diese Dampfmaschine beheizte man mit Torf, das im eigenen Moor gestochen wurde. Pferdefuhrwerke brachten das getrocknete Heizmaterial nach Hause.


1929 verstarb Joh. Dietrich Sandstede und dessen Sohn Karl übernahm den Mühlenbetrieb. Im Jahr 1938 erhielt die Mühle einen Elektromotor als Ersatzantrieb für die Zeiten, in denen die Natur keinen Wind lieferte. Die besagte Dampfmaschine der Sägerei bot den Schepser Bauern einen zusätzlichen Service. Jeweils mittags Punkt 12 tutete es aus dem Schornstein der Maschine. Allen Bauern und Landarbeitern in Hörweite war somit klar, daß die Mittagszeit angebrochen war. Sie machten sich auf den Weg nach Hause zum warmen Mittagessen. Die Leute hatten noch keine Armbanduhr und nur wenige Bauern hatten eine Taschenuhr.


Der Sohn der Eheleute Karl und Hanne Sandstede, Enno, erlernte gleichfalls den Beruf des Müllers. Dieser mußte gleich nach Abschluß der Berufsausbildung den Wehrdienst antreten. Er wurde mit Ausbruch des II. Weltkrieges als junger Soldat eingezogen. Ende des Krieges, am 22. April 1945, wurde die Mühle von vorrückenden kanadischen Panzern in Schutt und Asche gelegt.


Im November 1945 kehrte Enno Sandstede aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Unter seiner Leitung entstand 1946 eine selbst gebaute Mahlvorrichtung. Er verkaufte nun auch Mineraldünger und Mischfutter an die Landwirte. 1958 entstand auf dem Grundstück der erste Getreidesilo mit Förderanlage für die Menge von 300 t.


Arbeiten an der Absackanlage, verschließen der Säcke mit einer Nähmaschine.



Sohn Gerd Sandstede stieg 1974 als staatlich geprüfter Betriebswirt in den elterlichen Betrieb ein. 1976/77 begann der Bau der Mischfutterproduktion. Es wurden Rohwarensilos (Getreide/Sojaschrot/Rapsschrot) für 700 t gebaut, gleichfalls eine Mahl- und Mischanlage, eine Futtermittelpresse und eine automatische Fuhrwerkswaage. Gleichfalls entstanden vier Rundsilos zur Lagerung von 600 t Getreide in der Erntezeit.


Im Jahr 1991 entstand eine geschäftliche Kooperation mit der Firma Fleming+Wendeln, die sich in den Folgejahren im Handel mit Rohwaren, Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln als sehr erfolgreich erweisen sollte. Nach dem Ableben 1994 des Seniorchefs Enno Sandstede, der jahrelang Obermeister der Müllerinnung Oldenburg/Ammerland war, arbeitet Gerd Sandstede weiterhin für das Agrarunternehmen Fleming+Wendeln. Ab 2020 wurden das Mühlengebäude und die Silos nach und nach abgebrochen. Die Düngerhalle sowie ein kleines Lager für den landwirtschaftlichen Bedarf bleiben weiterhin bestehen.


Die alte Absackwaage aus dem Jahr 1912 schenkte Gerd Sandstede 2020 dem Ortsbürgerverein Scheps. Diese Waage fand zur Bewahrung eines Teils der Schepser Geschichte auf dem neuen Dorfplatz ihr neues Zuhause.







Bilder und Text:  Gerd Sandstede


Karte: KommunalVerlag, Essen  1 : 15000





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