Es handelte sich hierbei um eine sog. Bockwindmühle. Friedrich Winkler schrieb zu den Anfängen in seiner Edewechter Chronik: Anno 1456 kam es zwischen den Oldenburger Grafen und den Kirchengeschworenen von Edewecht zu einem recht originellen Kaufvertrag. Die Grafen Moritz und Gerd verkauften den Ratsleuten der Kirche für zwei Tonnen Heringe jährlich „den windt, de in den lucht weyet, to ener Windmolen to buwende“, zu bauen.
Standort der Bockwindmühle alte Zeichnung
Die 1457 errichtete Windmühle gehörte zu den ersten sechs „Bannmühlen“, die nach 1400 im Ammerland entstanden. Den Bauern stand nur die gemeinsame Mühle eines Bannkreises zur Verfügung, die mehrere Bauerschaften umfasste. Nicht jedes Dorf konnte sich eine kostspielige Mühle leisten. Im allgemeinen war die Kirche der Träger.
Ganz im Süden setzten die Edewechter unweit zu Scheps - nahe der Vehne - die Mühle auf, von wo aus sie auch von den Schepser Bauern auf dem „Wehwaters Weg“ entlang der Aue erreicht werden konnte. Sicherlich war es für die Schepser Bauern nicht einfach, mit ihren schmalspurigen, beladenen Ackerwagen oder Handkarren den Weg zum Mühlenstandort zu nehmen.
Der genaue Standort der Bockwindmühle in Süd-Edewecht kann anhand von heutigen Straßen- und Flurbezeichnungen bestimmt werden. Heute stehen dort die letzten Häuser am „Evenkamp“, auch Straßenbezeichnung „Möhlenbült“, erkennbar auch an den Flurbezeichnungen „Bei der alten Mühle“, Möhlenwisch“ und Möhlenacker“.
Typische Bockwindmühle, hier im Museumdorf Cloppenburg
Hier einige Auszüge aus der über 500 jährigen Geschichte der ersten Edewechter Bockwindwühle:
1538 geht bei der großen Münsterschen Fehde die Mühle in Flammen auf „ unde de Möhlen was dale brant, den Stene in allen stücken“ (und die Mühle war niedergebrannt, die Steine in allen Stücken). Für den Wiederaufbau müssen die Kirchenältesten Geld anleihen. 1619 ist Johan Martens der Müller.
1621 ist die Mühle baufällig geworden, so daß sie von Grund auf erneuert werden muß. Der Meister Frese von Oldersum aus Ostfriesland zimmert mit seinen Gesellen die Mühle in 8 Wochen hoch. Der fertige Bau kostet an die 243 Rt.; Freses Meisterlohn beträgt 88 Rt.
Vom Großbrand im Jahre 1624, bei dem viele der leicht brennbaren reet- und strohgedeckten Bauernhäuser im Dorfe Edewecht eingeäschert werden, ist die Mühle anscheinend verschont geblieben.
1632 wird ein neuer Mahlstein angeschafft. Hausmann Brun Lübben holt den Stein per Schiff von Emden. Als Lübben mit dem Mahlstein im Godensholter Tief ankommt, schickt man ihm zwei Mann Hilfe entgegen, um das Boot mit der schweren Last unter vereinten Kräften flußaufwärts bis nach Edewecht zu staken. Beim anschließenden Aufsetzen des Mühlsteins, wobei etliche Leute aus dem Dorfe mithelfen, wird ordentlich gezecht.
Bockwindmühle im Museumsdorf Cloppenburg Innenansicht
Der damalige Pastor Pastor Greverus führt 1662 für das Aufbringen eines neuen Mühlsteins für die Mühle in Edewecht nachstehende anschauliche Rechnung:
„Einen Neuen Reinschen (Rheinischen) Mühlenstein zu Embden gekauft, kostet 108 Rt., ist auch so viel dicker als der vorige, der vor 28 Jahr ist gekaufft worden, entzwischen haben wir schon einen Sandstein verzehret, an dessen Stelle soll dieser geleget werden, wir halten zwart und geringer geld einen Sandstein kauffen können, hat sich aber nicht schicken wollen. So kann auch dieser Reinsche Stein soviel länger dauern. Sonsten sind auch andere Unkosten dabey vorgefallen als Krahngeld 2 gülden, für Zoll 2 gülden 10 stüfer, thut 1 Rt. 48 grote. Ich Pastor bin deswegen mit 2 Kirchgeschwohrenen nach Embden gereiset, verunkostet 4 Rt.. Brun Lübben hat uns den Stein von Embden hergeschaffet, im Schiffe von Embden bis Leehr, und daselbst zu Leehr aus dem Schiffe in ein groß Bohle gebracht und bis hieher geliefert, undt ob wir diese Fracht geringer bedungen, hat er sich doch beklaget, daß Ihme mehr Unkosten drauff gegangen, haben Ihme gegeben 8 Rt. 36 grote. Ihme 2 Arbeitsleute zu hülffe Geschicket nach Godensholtz, den Stein herauf zu bringen = ½ Rt.; den Stein aus dem Bothe an die Mühlen gebracht 18 grote.“
Als der neue Müller 1665 angetreten, hat die Mühle in einen beßten Stand müssen gesetzt werden, dieweil der Alte Müller dieselbe arg verwahrloset. Es haben daran gearbeitet unter Jurat Dirich Ficken, der Meister, Brun Ölljen und Wilcke Wilcken, gute Zimmerleute. Anfangs eine neue Prame gemacht, und was zum Pramwerk gehöret, das Kahmradt mit neuen Kämmen versehen, eine neue Drifft gemacht, einen Stender mit einem Unter- und Oberleger unter die Pöste gebracht, darauf der Stein mitruhet, Item den neuen Stein, der vor 4 Jahr theuer gekaufft, hinauf gebracht, das Kreutze darunter und das Wiegelholtz umbher gemacht, und alles in gute Ordnung gerichtet, daß nunmehr verhoffentlich die Mühle im vorigen guten Standt wieder gesetzt worden, hieran haben diese drey gearbeitet 6 Tage, Brun und Wilcke haben Jeder täglich über Kost und hier zu lohn bekommen 18 gr., thut 3 Rt .
Die Bockwindmühle wird nach mehreren gründlichen Überholungen dann die Zeit bis zum Jahre 1830 überdauert haben. Hier findet mit der Entstehung der „Holländer“ - Windmühle (heute Joosten) auf dem Edewechter Hohen Esch eine Zäsur statt, mit der der Jahrhunderte währende Mühlenstandort zwischen „Aue- und Vehnefluß“ endet.
Das Edewechter Wappen zeigt eine historische Bockwindmühle.
Standort der Bockwindmühle
Quellen:
Bilder: Museumsdorf Cloppenburg
Karte: KommunalVerlag, Essen 1 : 15000
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