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AutorenbildHeimatarchiv Team

Edewechts Mühlen, Teil 13 - Edewechts einstige Ölmühle

Der „Ölmühlenweg“ in Edewecht weist auf eine historische Mühlenart hin, die lange in Ortslage ihren Bestand hatte. Von dieser Mahl- und Pressvorrichtung existiert nichts mehr. Nur aufgrund von Fotos, wenn auch nicht aus Edewecht stammend, kann man sich eine Vorstellung über das Aussehen der Edewechter Mühle machen. Nachstehend wollen wir über die Historie und die Arbeitsweise der Ölmühle im Gemeindeort berichten.


Foto einer Ölmühle in Berschweiler


Seit ca. 1821 wird von Johann Friedrich Borchers die Ölmühle in Nord-Edewecht II betrieben. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wechselt der Betreiber. Aus vielen Teilen des Ammerlandes und des benachbarten Münsterlandes kommen die Bauern mit dem Wagen, mit dem Rad oder gar zu Fuß nach Edewecht, um ihr Rüböl „slan to laaten“. Es gibt Tag und Nacht nicht wenige Gäste, die im benachbarten Bauernhaus (Anno 1761) von Johann Diers (zunächst Borchers, später Oellien) warten, bis sie bei der Ölmühle dran sind. Sie nehmen dabei in Kauf, daß sie sich ein oder zwei Nächte um die Ohren schlagen müssen, um das fertige Öl, insbesondere Lein-, Raps- und Rüböl, nach Hause zu bekommen.    


Der Arbeitsgang in einer Ölmühle besteht darin, daß zunächst die gereinigte Ölsaat auf dem sog. Kollergang zerkleinert wird. Diese Zerkleinerungsvorrichtung besteht aus zwei aufrechtstehenden Mühlsteinen, die sich um eine horizontale Welle auf einem Fußstein drehen. Der von oben durch Kegelräder erfolgende Antrieb der senkrechten Welle bringt die gegenüberstehenden Mahlsteine in rotierende Bewegung. Die Steine haben je nach Größe des Kollerganges einen Durchmesser von 90/250 cm, eine Dicke von 25/52 cm. Diese Kollergänge zerquetschen ca. 700 bis 800 kg Ölsaat in einer Stunde. Die heimischen Ölfrüchte haben nur eine dünne und glatte Umhüllung, die sich auf diese Weise lösen läßt. Besondere Einrichtungen am Kollergang sorgen dafür, daß das im Mahlprozess zerkleinerte Ölgut immer wieder unter die rollenden Steine kommt und stets auf`s Neue zerquetscht wird.


Nach der Beendigung dieses Arbeitsganges kommt die so vorbereitete Pressmasse in die Wärmepfannen. Hier wird sie auf eine durchschnittliche Temperatur von 60/75 Grad erwärmt. So erhält der Samen den optimalen Feuchtigkeitsgrad und damit die beste Temperatur für die nachfolgende Pressung. Durch die hydraulische Ölpresse kommt das Gut in den Zylinder der Vorpresse. Der sich senkende Presskolben presst den Zylinderinhalt mit ca. 150 Atmosphären Druck zusammen. Durch den so vorgepressten Kraftaufwand - es wirken ungefähr 300 bis 350 Atmosphären - erfolgt das Auspressen des Öls aus dem Ölsamen. Durch die feinporigen Wandungen des Zylindermantels fließt das Öl in einen Sammelbehälter. Dort klärt es sich auf natürliche Weise ab und etwaige organische Verunreinigungen setzen sich auf dem Boden ab.


In dem Zylinder der Presse sind durch die eingeschobenen Platten aus dem Pressgut Ölkuchen entstanden. Diese werden herausgenommen; Sie machen den vorstehend beschriebenen Arbeitsgang noch einmal von vorn mit. Dadurch wird der letzte Rest des noch enthaltenen Öls gewonnen. Die Ölkuchenscheiben, die ein beliebtes und wertvolles Futtermittel darstellen, werden aufgestapelt und vor der Verwendung eine geraume Zeit getrocknet.


Ehemaliger Standort der Ölmühle


Die Edewechter Ölmühle besteht lange nicht mehr. Sie war Bestandteil eines heimischen Gewerbezweiges, der viele Jahrhunderte betrieben wurde und eine nicht zu verkennende, wertschöpfende Bedeutung hatte. 1952 werden an dieser Stelle neue Wohnbauten errichtet.



Karte: KommunalVerlag, Essen  1 : 15000

Bild:    Denkmalverein Berschweiler, 66265 Heusweiler (m. frdl. Genehmigung/Ka.)





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