Teil 1 der Reihe "Pastoren der Evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde Edewecht": Ahlert Gerhard Bruns, der erste Gemeindeprediger (1857–1859 und 1861–1863)
Ahlert Gerhard Bruns ist der erste in der langen Reihe unserer Gemeindeprediger. Er war auch der erste Prediger, der von der Methodistenkirche nach Edewecht „versetzt“ wurde. Eigentlich kann im Jahre 1857 von einer Versetzung keine Rede sein. Es gab hier zwar schon eine Handvoll Methodisten, aber noch keine Gemeinde. Die sollte er erst gründen.
Ahlert Gerhard Bruns wurde am 20. September 1833 in Oldenburg geboren. Am Palmsonntag 1848 wurde er konfirmiert. Bei seinem Onkel erlernte er das Tischlerhandwerk. Er war ein vielseitiger Musiker und spielte als Jugendlicher Geige und Flöte bei vielen Festen.
Ahlert Gerhard war Ammerländer und konnte sich mit den Edewechtern plattdeutsch unterhalten. Das wird ihm manchmal geholfen haben. Seine Eltern bewirtschafteten zuerst einen kleinen Hof in Borbeck, später zogen sie nach Nadorst.
Die Arbeit der methodistischen Schriftenverkäufer, die von Bremen kommend, von Bauernhof zu Bauernhof zogen und die Versammlungen der Prediger Dietrich aus Varel und Döring aus Oldenburg faszinierten ihn. Weihnachten 1854 gibt er als seinen Bekehrungstag an.
Er beschloss, anderen von seinem gerade gefundenen Glauben zu erzählen und ihnen Gottes Angebot verständlich zu machen. Er wurde 1856 ein Mitarbeiter von Prediger Döring in Oldenburg. Die aktivste Predigtstation war Edewecht. Bald wurde ein Versammlungsraum in einer stillgelegten Schmiede organisiert. Darin wurde auch eine kleine Wohnung eingerichtet, die Ahlert Bruns als jetzt 25-jähriger bezog. Von hier aus machte er sich fast täglich auf, die Ammerländer Bauerschaften zu besuchen. Wo er nur konnte, hielt er Gottesdienste. Sie wurden oft spontan organisiert: Nachbarn und Freunde wurden informiert und viele kamen. Die meisten wohl aus Neugierde.
1858 begann in Bremen die „Missionsanstalt“ mit ihrer Arbeit. Sie war das erste deutsche methodistische Predigerseminar. Ahlert Gerhard war auch als Schüler vorgesehen, aber die Kirchenleitung konnte keinen Ersatz für die Edewechter Gemeinde finden. Den ersten Teil seiner theologischen Ausbildung absolvierte er im „Fernstudium“. Dann studierte er von 1859 bis 1861 in Bremen. In dieser Zeit versorgte der Laienprediger Johann Georg Stets die Edewechter Gemeinde, während Ahlert Gerhard selber neben dem Studium die Gemeinde in Neerstedt „bediente“.
1861 kam Ahlert Gerhard Bruns zurück nach Edewecht. Die Gemeinde wuchs und wurde stabiler. In seiner zweiten Amtszeit wurde die Edewechter Kirche gebaut. Dabei konnte er sein Organisationsgeschick einbringen.
Ahlert Gerhard war danach Gemeindeprediger in Hamburg, Winterthur, Horgen und Biel in der Schweiz. Dann ging es zurück in die norddeutsche Heimat nach Neuschoo. Von dort wieder in den Süden nach Marbach am Neckar.
Die nächste Station seines Predigerlebens war Berlin, wo er Superintendent war. 1880 finden wir ihn dann wieder in Ludwigsburg im Gemeindedienst. Seine nächste Gemeinde war Basel. Dort konnte er in einem Jahr 144 Personen in die Kirche aufnehmen. Er predigte oft vier Mal an einem Sonntag.
Er war danach Gemeindeprediger in Zürich, Bern, Stuttgart, Speyer und Straßburg. Als 70-jähriger trat er in den Ruhestand und siedelte nach Oldenburg.
Ahlert Gerhard war in der Kirche hochgeachtet und nahm wichtige Ämter als Konferenzschatzmeister, Vorsitzender des „Predigerhülfsvereins“ und der Predigersterbekasse wahr. 1896 sandte man ihn zur Generalkonferenz nach Amerika. Noch im Ruhestand hielt er über 1000 Gottesdienste und Bibelstunden.
Ahlert Gerhard wird als bescheidener Mensch beschrieben. Er konnte junge Menschen zur Mitarbeit bewegen. Seine Ratschläge waren immer geschätzt. Nach ihm wurde in Edewecht eine Straße benannt.
Ahlert Gerhard starb am 2. Dezember 1925 in Oldenburg. Obwohl er schwere Krankheitszeiten erlebte, wurde er 92 Jahre alt.
Ahlert Gerhard heiratete am 29. Juni 1864 in Hamburg Johanna Sophia Friedrike Starck. Sie wurde am 15. April 1842 in Hamburg geboren und starb am 14. Dezember 1865 nach nur anderthalbjähriger Ehe in Winterthur/Schweiz. Sie hinterließ eine kleine Tochter mit Namen Martha Sophia.
Seine zweite Ehe schloss Ahlert Gerhard am 20. Dezember 1866 in Horgen/Schweiz mit Anna Maria Günthert. Sie wurde am 5. Dezember 1828 in Untereggingen/Südbaden geboren. Sie starb am 34. Hochzeitstag in Straßburg/Elsass.
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